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Wenn immer mehr Bauteile abgekündigt werden

Wenn wichtige elektronische Bauteile nicht mehr verfügbar sind, müssen Hersteller und Elektronik-Entwickler mit hohen Folgekosten für Redesign oder Neuentwicklungen rechnen. Der EMS-Dienstleister Ihlemann hat mit seinen Kunden ein Obsoleszenz-Management entwickelt, um solche Risiken zu minimieren.

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Der Elektronikanteil bei Geräten und Anlagen nimmt kontinuierlich zu und gleichzeitig wird der Lebenszyklus elektronischer Bauteile immer kürzer. Schnellere Innovationszyklen sorgen für die häufigere Abkündigung von Bauteilen. Oft ist die Herstellung der Bauteile auch nicht mehr ausreichend profitabel. Die Folge: Die kurzen Lebenszyklen elektronischer Bauteile passen immer weniger zu den längeren Nutzungszeiten der Geräte und Systeme.

„Obsoleszenz ist der Zustand, in dem ein Gut oder Prozess nicht mehr verfügbar ist“, definiert der Branchenverband ZVEI das Problem. „Die Abkündigung von Bauteilen ist nicht zu verhindern und wird eher noch zunehmen“, beschreibt Bernd Richter, Vorstand bei der Ihlemann AG, den Handlungsbedarf. „Die Medizintechnik-Branche ist hier ein gutes Beispiel: Medizintechnik-Geräte durchlaufen sehr aufwendige Zulassungsverfahren und erfordern für die Wirtschaftlichkeit Mindest-Lieferzeiten von fünf Jahren und mehr. In der Industrie, bei der Energieerzeugung oder der Bahntechnik sind auch Nutzungszeiten von 20 Jahren möglich“, berichtet Richter. Deshalb hat Ihlemann ein mehrstufiges Obsoleszenz-Management entwickelt, um die negativen Auswirkungen von Bauteilabkündigungen zu begrenzen.

Orientierung für Entwickler und Einkauf

Die Hersteller von elektronischen Komponenten informieren ihre Kunden durch regelmäßige Product Change Notification (PCN). Im Tagesgeschäft von Entwicklungsabteilungen bleibt allerdings häufig nicht die Zeit, die Vielzahl der PCN-Informationen unterschiedlichster Hersteller systematisch zu registrieren und auszuwerten. Deshalb werden viele Entwickler durch fehlende Bauteile überrascht, weil sie Produktabkündigungen des Herstellers übersehen haben. Solche Meldungen zum „End of Life“ (EOL) eines Bauteils ermöglichen noch eine letzte Bestellung (Last Time Buy), um ausreichend Teile für künftige Fertigungen zu bevorraten. Elektronische Komponenten altern allerdings auch während der Lagerung, so dass deren Verarbeitung nur über eine begrenzte Zeit möglich ist. Ist das abgekündigte Bauteil anschließend nicht mehr verfügbar, bleibt in der Regel nur noch das Redesign der kompletten Baugruppe.

Neben zahlreichen weniger wichtigen Informationen können kritische PCN-Meldungen wie Änderungen von Bauteilabmaßen oder Produktabkündigungen schnell übersehen werden. Hier setzt das Obsoleszenz-Management (OM) von Ihlemann an. Ihlemann arbeitet deshalb möglichst eng mit den Bauteillieferanten zusammen. PCN-Meldungen laufen bei dem EMS-Dienstleister an einer zentralen Stelle zusammen. Sie werden hinsichtlich der Bedeutung für die Kunden systematisch ausgewertet. Das OM-System bei Ihlemann sorgt für die Verknüpfung der Bauteil-Informationen mit den Baugruppen der Kunden. Das OM-System stellt die relevanten Informationen kundenspezifisch zusammen und informiert Einkauf und Entwicklung des Kunden über die aktuellen Nachrichten.

Die automatisierte Kundeninformation des EMS-Dienstleisters enthält Informationen über die betroffenen Baugruppen und die dazugehörigen PCN-Informationen, Details zum End of Life, Last Time Buy sowie die Originalmeldungen des Herstellers. Der Kunde kann jetzt auf einen Blick die Baugruppen und die gesetzten Termine erkennen und entscheiden, ob beispielsweise eine Last-Time-Buy-Entscheidung erforderlich ist. Die Informationen werden bei Ihlemann außerdem automatisch in die Produkt-Stammdaten übernommen und liegen bei der nächsten Fertigungsplanung wieder vor.

Enge Zusammenarbeit mit Lieferanten

Ihlemann legt großen Wert auf die langfristige Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Lieferanten und deren Einbindung in das OM. So werden mit möglichst vielen Partnern Vereinbarungen über eine frühzeitige Meldepflicht bei geplanten Abkündigungen geschlossen. Regelmäßige Review-Besuche und Audits sind Teil solcher Abmachungen.

Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Lieferanten werden möglichst viele Informationen zum Produktlebenszyklus eines Bauteils gesammelt, damit die Produktentwickler beim Produktdesign und vor dem Entwicklungsbeginn die Langzeitverfügbarkeit besser beurteilen können. Dazu werden die Bauteile in verschiedene Risikostufen eingeordnet. Ein rollierender Forecast mit Vereinbarungen zum Bevorratungsumfang und ggf. auch Lieferungen durch Zweithersteller helfen, die jederzeitige Materialverfügbarkeit sicherzustellen. Bei der Materiallogistik müssen auch die sehr unterschiedlichen Lieferzeiten der Bauteile von wenigen Tagen bis mehreren Monaten berücksichtigt werden.

„In der Praxis zeigt sich allerdings, dass die sorgsam geplante Materialdisposition in der Regel nicht eingehalten wird, weil Umfang und Termine in der Fertigung immer weniger planbar sind. Hier haben wir im Einkauf mit einem Tochterunternehmen in Asien und durch Lean Management in allen Stufen des Fertigungsprozesses eine wesentlich größere Flexibilität erreicht“, fasst Bernd Richter die Entwicklungen der letzten Jahre zusammen.

OM wird als Kundenservice immer wichtiger

Für einige Kunden nutzt Ihlemann auch die Möglichkeiten der Langzeitlagerung. Abgekündigte Bauteile sind bei normalen Bedingungen in der Regel nicht ausreichend lange lagerfähig. Luftfeuchtigkeit, elektrostatische Felder, Schock, Vibration, ultraviolettes Licht, Temperaturschwankungen, Luftverunreinigungen und das Ausgasen verkürzen die Lebensdauer. In der Langzeitlagerung müssen diese Faktoren genau kontrolliert und gesteuert werden und sind je nach Bauteil unterschiedlich kritisch. Dabei wird der Betriebszustand der Komponenten durch regelmäßige Kontrollen und Tests von Stichproben genauestens überwacht.

Das Obsoleszenz-Management wird nach den Erfahrungen von Ihlemann als Service zunehmend wichtiger. Zum einen fehlt den Produktentwicklern die Zeit für die systematische Auswertung von PCN-Informationen und gleichzeitig nimmt die Zahl kritischer Produktinformationen ständig zu.

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